Ich schleppte die Umzug-Kartons aus dem Lkw. Wir mussten schon wieder umziehen, da meine Mutter eine neue Stelle in Deutschland bekommen hatte. Mein Laptop kam zuletzt. Wir wohnten jetzt in einem kleinen Landhaus mit einer Dachterrasse und einem kleinen Garten, der glaube ich noch nie das Wort „Gartenpflege“ gehört hatte. „Katarina, kommst du?“ schrie meine Mutter genervt aus Richtung Flur. „Ja, ich komme“ rief ich genauso genervt zurück. Ich stellte den Laptop in meinem „schönen“ neuen Zimmer auf einen Karton und hetzte die Treppe hinunter zu meiner Mutter.
Einen Tag später musste ich in die neue Schule. Erst stand Sport und dann Musik im Stundenplan… In Gedanken versunken lief ich einfach den Flur entlang, aber dann stieß ich mit jemanden zusammen. „Tschuldigung“ sagte ich und half dem Jungen hoch. „Macht nichts“ sagte er entspannt und half mir, meine Bücher und Stifte wieder einzusammeln. „Bist du nicht die Neue?“ fragte er interessiert. „ Ja, ich bin mit meiner Mutter erst hierher gezogen. Ich wohne nicht weit weg von hier“ antwortete ich schüchtern. „ Ich heiße übrigens Lukas“ sagte er. „Ich Katarina, aber Jeder nennt mich eigentlich Cat“. „Hat dir Jemand schon die Schule gezeigt Cat?“ fragte er. „ Um ehrlich zu sein…nein“ sagte ich. Ich hatte noch nicht einmal den Satz zu Ende gesprochen, da zog er mich schon an der Tür vorbei in Richtung Sporthalle.
„Nicht schon wieder Erdkunde!“ maulte einer aus den hinteren Reihen und irgendwann stimmte die ganze Klasse mit ein. Die Tür öffnete sich und eine nicht allzu dünne Frau trat herein. „Guten Morgen Kinder!“ begrüßte sie uns, aber wir taten so, als hätten wir es nicht gehört. Allmählich bildeten sich an den einzelnen Tischen kleine Gruppen. Die Lehrerin versuchte verzweifelt uns zum Schweigen zu bringen. Sie drohte uns mit Nachsitzen. „Oh, jetzt habe ich aber Angst!“ rief ein Mädchen, das ich nicht kannte. In ihrer Gruppe kicherten sie noch ein bisschen, als die arme Lehrerin über das Kabel vom Folienprojekter stolperte und mir vor die Füße fiel. „ Lasst doch mal die arme Lehrerin in Ruhe!“ schrie ich, um die Klasse zu übertönen. Plötzlich war es totenstill. Sie musterten mich alle, außer Lukas, der nur mitleidig zu mir herüber sah. „Wenigstens eine, die nett ist!“ sagte die Lehrerin übertrieben laut. Jetzt musterten sie mich nicht mehr, sondern starrten mich genervt an.
In der nächsten Pause trafen mich überall misstrauische Blicke und manche tuschelten leise über mich. Ich tappte zu meinem Spind und gab schnell die Nummer ein. Als ich meine Hefter und Stifte hinein gelegt hatte, wollte ich mich umdrehen und schnell in das nächste Klassenzimmer laufen, aber vor mir stand Tobias. Der, der mich vorhin in Erdkunde am schlimmsten angestarrt hatte. „Was sollte das denn vorhin?“ flüsterte er leise, aber bedrohlich. „Ich habe der Lehrerin einfach geholfen“ sagte ich ruhig. Er schaute an mir vorbei in meinen Spind. Er fixierte einen Punkt, den ich so nicht sah. Ich drehte mich um und schaute auf das, was er anstarrte. Es war ein kleines Logo von Tanki mit meinem Account-Namen, das ich vorhin noch schnell in den Spind geklebt hatte. „Was ist damit?“ fragte ich ihn. Er antwortete nicht. Als ich ihn anstupste reagierte er erst wieder. Langsam schlich sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht, bis es zu einem breiten Grinsen wurde. „Ey, Leute“ schrie er plötzlich durch den Flur. Alle Augen richteten sich auf ihn. Als er die volle Aufmerksamkeit hatte fuhr er fort. „Ratet mal was die Neue spielt…“ Verwirrtes Murmeln zog durch die Menge. „ Sie spielt Tanki… wie peinlich ist das denn…“ schrie er halb lachend, halb spottend. Langsam und langsam fing die ganze Menge an mit zu lachen…. Am liebsten wäre ich im Boden versunken.
Fortsetzung folgt…